Springerkonzepte entlasten Bayerns Pflegeheime: Ergebnisse aus 65 Einrichtungen

11.10.2025 · Redaktion Bayernlifte

Mehr Planbarkeit, weniger Stress: Eine bayernweite Auswertung zeigt: Springerkonzepte in der stationären Langzeitpflege verbessern Dienstpläne, reduzieren ungeplante Überstunden und erhöhen die Personalzufriedenheit. 65 Einrichtungen beteiligten sich an dem Modellprojekt; finanziert wurde es über mehrere Jahre, um belastbare Erkenntnisse zu gewinnen. Der Kern: Pflegekräfte werden zusätzlich als „Springer“ eingestellt, um Ausfälle intern abzufangen. So müssen Dienste nicht täglich neu erfunden werden.

Wie funktioniert das in der Praxis? Statt kurzfristige Lücken mit Leiharbeit oder Mehrarbeit zu füllen, halten die Heime Springer-Teams vor, die flexibel auf Stationen eingesetzt werden. Das entlastet Stammteams und reduziert Ausfalltage, weil Schichtketten nicht permanent am Limit laufen. Auszubildende profitieren ebenfalls: Sie müssen seltener Notdienste abdecken und können Lernziele planbarer erreichen.

Positive Effekte auf Bewohner und Angehörige: Kontinuität ist in der Langzeitpflege Gold wert. Weniger Personalwechsel bedeutet stabilere Beziehungen, schnellere Einschätzung von Veränderungen und weniger Fehler in der Kommunikation. Angehörige berichten von spürbar weniger Unruhe, wenn die Gesichter auf Station vertraut bleiben und Abläufe nicht jeden Tag variieren. Auch das Beschwerdeaufkommen sinkt, weil Erwartungen besser gemanagt werden.

Personalbindung und Wirtschaftlichkeit: Kurzfristig kosten Springerstellen Geld. Mittel- bis langfristig rechnen sich die Konzepte dennoch häufig: geringere Fluktuation, weniger Krankheitsausfälle, weniger teure Fremdvergaben. Gleichzeitig steigt die Attraktivität als Arbeitgeber – ein zentraler Punkt, um in Bayern Pflegekräfte zu halten und neue zu gewinnen. Häuser, die ihre Springerstrukturen transparent kommunizieren, verzeichnen laut Projektberichten mehr Bewerbungen und schnellere Einarbeitung.

Organisatorische Stellschrauben: Erfolgreiche Einrichtungen definieren klare Einsatzregeln (z. B. maximale Wechsel pro Woche, feste Bezugsteams), hinterlegen Skills-Matrizen und koppeln die Springerplanung an ein verlässliches, digitales Dienstplansystem. Regelmäßige Retrospektiven helfen, Engpässe zu erkennen: Wo entstehen systematisch Lücken? Welche Qualifikationen fehlen an welchen Tagen? Wie lassen sich Urlaubs- und Fortbildungsphasen besser abfedern?

Grenzen und Lernkurven: Springerkonzepte sind kein Zauberstab. Ohne solide Grundbesetzung, verlässliche Führung und transparente Kommunikation wirken sie wie ein „Pflaster“ auf strukturelle Defizite. Entscheidend ist, dass die Springer nicht als „Feuerwehr für alles“ verheizt werden, sondern fokussiert Lücken schließen. Gute Praxis ist, Springer mit Zeitkontingenten für Einarbeitung, Übergaben und Dokumentation auszustatten – und sie für anspruchsvolle Bewohnergruppen gezielt zu schulen.

Ausblick: Die Auswertung liefert Argumente, das Modell in Bayern breiter auszurollen. Es passt in eine Entwicklung, die auf verlässliche Strukturen statt Dauerimprovisation setzt. Kombiniert mit besseren Ausbildungsbedingungen und klugen Dienstmodellen kann die stationäre Pflege robuster werden – zum Vorteil von Bewohnern, Angehörigen und Personal.

Fazit: Springerkonzepte sind ein organisatorischer Hebel, der wirkt. Wo sie klug eingeführt und kontinuierlich angepasst werden, stabilisieren sie Dienstpläne, binden Fachkräfte und verbessern spürbar die Versorgungsqualität. Für Bayern ist das ein pragmatischer Weg, die Pflegeheime widerstandsfähiger zu machen – ohne auf die Illusion zu setzen, dass der Personalmangel kurzfristig verschwindet.

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