Klare Botschaft aus München: Die Vereinigung der Pflegenden in Bayern (VdPB) hat sich in einer aktuellen Stellungnahme deutlich gegen die diskutierte Abschaffung des Pflegegrads 1 ausgesprochen. Bundespolitische Überlegungen, diesen niedrigsten Pflegegrad zu streichen, sorgen seit Tagen für Aufsehen. Die VdPB sieht darin eine Bedrohung für tausende Betroffene in Bayern, die auf diese Einstufung angewiesen sind, um frühzeitig Unterstützung zu erhalten.
Worum es geht: Pflegegrad 1 ist die Einstufung für Menschen mit geringen, aber anerkannten Einschränkungen in der Selbstständigkeit. Er eröffnet Zugang zu Leistungen wie Beratung, Entlastungsbetrag, Zuschüssen für Hilfsmittel und wohnumfeldverbessernde Maßnahmen. In Bayern betrifft das zehntausende Haushalte. Besonders häufig sind ältere Menschen betroffen, die allein leben und noch keine umfassende Pflege, wohl aber Unterstützung im Alltag benötigen.
Die Kritik der VdPB: Vorsitzender Georg Sigl-Lehner spricht von einem „falschen Signal in schwierigen Zeiten“. Wer diese Tür zum Hilfesystem schließe, erhöhe das Risiko, dass Menschen erst viel später Leistungen erhalten – wenn die Lage längst eskaliert ist. Kleine Hilfen wie eine Tagesstruktur, ein Zuschuss für eine sichere Treppe oder ein barrierefreier Zugang verhinderten teurere Folgekosten. Diese Logik müsse die Politik berücksichtigen.
Besonderheiten in Bayern: Der Freistaat hat viele ländliche Räume, in denen Angehörige oft selbst einspringen. Dort ist die Entlastung durch Pflegegrad 1 besonders wichtig. Ohne die Zuschüsse stünden Familien allein da, etwa wenn sie den Einbau eines Sitzlifts finanzieren wollen. Auch Beratungsstellen warnen: Ohne niedrigschwellige Zugänge drohen mehr Heimeintritte und höhere Eigenanteile.
Politische Reaktionen: Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) schloss sich der Kritik an und forderte eine verlässliche Finanzierung der Pflege statt weiterer Kürzungen. Bayern werde sich im Bundesrat gegen die Pläne stellen. Verbände und Kommunen unterstützen die Forderung und weisen auf den hohen Informationsbedarf hin: Schon jetzt seien die Beratungsstellen überlastet, weil viele Familien „auf Nummer sicher“ Anträge stellen wollen, bevor sich die Gesetzeslage ändert.
Fazit: Die Diskussion um Pflegegrad 1 zeigt einmal mehr, dass kurzfristige Sparmaßnahmen langfristig teurer werden können. Für Bayern wäre eine Streichung ein empfindlicher Einschnitt in die Versorgungskette. Die VdPB fordert deshalb ein sofortiges Ende der Debatte und stattdessen einen Ausbau der Unterstützungsangebote. Orientierung zu möglichen Zuschüssen bietet die Übersicht zur Treppenlift Förderung.