Neue Wege in der Pflege vor Ort: In Bamberg startet 2025 ein Modellprojekt, das die Versorgung pflegebedürftiger Menschen konsequent dorthin bringt, wo der Bedarf entsteht: ins Quartier. Der Freistaat Bayern stellt dafür 1,34 Millionen Euro zur Verfügung. Ziel ist es, Pflege, Beratung, Nachbarschaftshilfe und kommunale Angebote so zu verzahnen, dass Betroffene länger in ihrer vertrauten Umgebung leben können – mit weniger Bürokratie, besserer Koordination und schnelleren Entscheidungen.
Was „Pflege im Quartier“ konkret bedeutet: Im Mittelpunkt stehen niedrigschwellige Anlaufstellen in Stadtteilen, die als erste Adresse für pflegerische Fragen fungieren. Angehörige erhalten Orientierung zu Leistungen der Pflegekasse, zu Entlastungsangeboten und zu wohnumfeldverbessernden Maßnahmen. Zusätzlich sollen digitale Werkzeuge dafür sorgen, dass Akteure wie Pflegedienste, Hausärzte, Therapeuten, ehrenamtliche Hilfen und Beratungsstellen Informationen schneller teilen können. Das Quartiersprinzip zielt darauf ab, Doppelstrukturen abzubauen, lange Wege zu vermeiden und die Versorgung alltagstauglicher zu machen.
Warum Bamberg – und warum jetzt? Oberfranken gehört zu den Regionen, in denen der demografische Wandel besonders spürbar ist. Der Anteil älterer Menschen wächst, während Fachkräfte rar bleiben. Gleichzeitig möchten viele Seniorinnen und Senioren weiterhin in ihrer Wohnung bleiben. Das gelingt, wenn kleine Hürden früh beseitigt werden. Dazu zählen Alltagsorganisation, Entlastungsleistungen und technische Hilfen. Gerade bei Treppenhäusern sind Lösungen gefragt, die Wege sichern und Stürze vermeiden helfen. Zuschüsse für wohnumfeldverbessernde Maßnahmen – etwa für einen barrierearmen Zugang – lassen sich mit der richtigen Reihenfolge schneller erschließen. Eine kompakte Übersicht zu Zuschusswegen bietet der Ratgeber zur Treppenlift Förderung.
Was mit den 1,34 Millionen Euro finanziert wird: Die Fördermittel fließen in Personalstellen für Beratung und Koordination, in digitale Plattformen für die Fallsteuerung und in die Ausstattung der Quartiersbüros. Ein Teil ist für Schulungen gedacht, damit Angehörige typische Pflegesituationen besser meistern: vom sicheren Transfer bis zum Umgang mit Hilfsmitteln. Die Quartiersstellen sollen außerdem helfen, Anträge vollständig und korrekt zu stellen. Das reduziert Rückfragen, beschleunigt Bewilligungen und senkt die Eigenanteile. Bei baulichen Veränderungen oder Hilfsmitteln verweisen die Teams auf passende Förderwege – etwa über die Pflegekasse – und erklären die sachgerechte Reihenfolge von Beratung, Angebot, Antrag, Bewilligung und Beauftragung.
Stimmen aus der Stadt: Kommunalpolitik und Pflegeverbände sehen in dem Projekt einen Hebel, um Lücken zwischen ambulant und stationär zu schließen. Bambergs Stadtspitze spricht von einem „Meilenstein für eine solidarische Stadt“, die Prävention und Selbstständigkeit priorisiert. Pflegedienste begrüßen die feste Ansprechstelle im Quartier, weil sie Koordination und Kommunikation erleichtert. Auch die Wohnungswirtschaft signalisiert Interesse, da barrierearme Bestände die Vermietbarkeit erhöhen und Konflikte in Eigentümergemeinschaften abnehmen, wenn Entscheidungen transparent vorbereitet werden.
Was Betroffene konkret erwartet: Schon in der Pilotphase sollen Anlaufstellen Beratungstage anbieten, auf denen Unterlagen gesichtet, Fotodokumentationen der Wohnsituation erstellt und nächste Schritte festgelegt werden. Dazu gehören die Prüfung, ob ein kleiner Umbau genügt, ob ein Lift sinnvoll ist, und wie die Finanzierung aufgebaut werden kann. Entscheidend ist die korrekte Reihenfolge: Ohne rechtzeitige Antragstellung verlieren Familien oft Förderungen. Die Quartiersarbeit setzt hier an und begleitet den Prozess, statt ihn nur zu erklären.
Ausblick für Bayern: Gelingt das Bamberger Modell, könnten ähnliche Quartiersansätze in Städten wie Augsburg, Regensburg oder Rosenheim entstehen. Denn die Herausforderungen sind überall ähnlich: steigende Pflegezahlen, knappe Ressourcen, hoher Koordinationsbedarf. Das Quartier bietet einen sozialen Rahmen, in dem Pflege nicht isoliert, sondern als Teil des Alltags organisiert wird. Für Betroffene bedeutet das weniger Zettelwirtschaft, mehr Planbarkeit und eine Versorgung, die zu den echten Lebensumständen passt.
Fazit: „Pflege im Quartier“ ist kein weiteres Pilotprojekt auf dem Papier, sondern ein Ansatz, Pflege alltagstauglich zu organisieren. Mit klaren Zuständigkeiten, kurzen Wegen und verlässlicher Beratung steigt die Chance, dass Menschen länger und sicherer zu Hause leben. Wer Umbauten an der Treppe plant, sollte die Förderwege kennen und systematisch nutzen. Eine ergänzende Finanzierungsoption sind Programme der KfW Förderung, die in Einzelfällen zusätzlich zum Einsatz kommen können.